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Eltern von trans-Kindern verzweifelt auf der Flucht! // © gguy44
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Eltern von trans-Kindern verzweifelt Bespitzelung von trans-Jugendlichen geht unvermindert weiter

ms - 10.03.2022 - 13:32 Uhr

Die Situation in Texas spitzt sich nach den jüngsten Entscheidungen in puncto trans-Verbot weiter zu – nach einer Anordnung des Gouverneurs Greg Abbott ermittelt das texanische Ministerium für Familienschutz (DFPS) gegen Eltern, die ihren trans-Kindern eine Behandlung zur Geschlechtsangleichung ermöglichen. Für Gouverneur Abbott kommt das dem Strafbestand „Kindesmissbrauch“ gleich und soll auch mit denselben Strafen für die Eltern geahndet werden. Gleiches gilt für Ärzte, die solche Behandlungsmethoden anbieten.

In einem Fall konnten die Ermittlungen dank eines Eilverfahrens vor Gericht gestoppt werden, gegen andere Elternpaare wird aktuell weiter vorgegangen. Am morgigen Freitag wird eine Anhörung vor Gericht erwartet, die prüfen soll, ob eine umfassende einstweilige Verfügung gegen die Anweisung des Gouverneurs erlassen werden kann – Ausgang ungewiss.

 

Mit verzweifelten Appellen richten sich Eltern von trans-Jugendlichen in diesen Tagen immer wieder an die Öffentlichkeit.

 

NBC News sprach allein mit mehr als einem Dutzend Elternpaare, deren Gemütszustand zwischen Verzweiflung, Kampfesmut und Resignation schwankt. Einige Eltern haben bereits vorab einen Anwalt eingeschaltet, andere flüchten gerade Hals über Kopf in einen anderen Bundesstaat, um ihre Kinder zu schützen. Wie viele Eltern aktuell derzeit im Visier des Ministeriums sind, wird von offizieller Seite nicht erklärt – anscheinend wird aber sehr gezielt gegen bestimmte Eltern vorgegangen, so Angela Hale, Kommunikationsdirektorin bei der LGBTI*-Organisation Equality Texas:

 

"Sie haben es vor allem auf einige unserer Familien abgesehen, die entweder in Anhörungen ausgesagt oder an Pressekonferenzen teilgenommen haben oder sich offen für ihre Kinder eingesetzt haben."

 

Equality Texas hat sich mit weiteren Bürgerrechtsgruppen zusammengetan, um betroffenen Eltern kostenfrei einen Anwalt zur Verfügung zu stellen. Derweil haben die ersten Kliniken angekündigt, aktuell keine Medikamente für Hormontherapien mehr herauszugeben, um ihre Angestellten vor strafrechtlichen Konsequenzen zu schützen.

Die Berichte der Eltern sind herzergreifend – eine Mutter aus Austin, die im letzten Jahr im Kapitol für trans-Rechte aussagte, flieht gerade mit ihrer 10-jährigen trans-Tochter aus dem Land. Zuvor hatte sie ihr Mädchen gefragt: "Werde ich sterben?" Als die Mutter das verneinte und fragte, warum sie das denkt, antwortete das Mädchen: "Weil mich alle hassen.'"

Die Mutter aus Austin stellt dabei klar, dass sie die finanziellen Mittel habe, den Bundesstaat zu verlassen – viele andere Eltern hätten dies nicht oder würden gerade mit ihren trans-Kindern mittellos flüchten. Eine andere Mutter erzählte von ihrem trans-Sohn, der gerade eben 18 Jahre alt geworden ist und aktuell auf ein College in einem benachbarten Bundesstaat geht. Sie hat einen langen Leidensweg hinter sich, da ihr Kind vor der Geschlechtsangleichung mehrere Selbstmordversuche unternommen hat und war anfangs dankbar darüber, dass ihr trans-Sohn kurz vor Bekanntgabe des Gouverneurs volljährig geworden war. Anfang März bekam sie dann trotzdem Besuch vom Ministerium für Familienschutz – die Beamten erklärten ihr, dass gegen sie mehrere Anzeigen wegen Missbrauchs vorlägen und dass gegen sie auch rückwirkend ermittelt werden könne, selbst wenn ihr Kind inzwischen 18 Jahre alt ist. Am Ende ihrer Kräfte sagte die Mutter:

 

"Warum versuchen Sie, das Glück meines Sohnes zu bestrafen? Wenn er diese Medikamente nicht bekommen hätte, hätte ich wahrscheinlich längst mein Kind begraben müssen." Beinahe alle Eltern befürchten, dass die Situation dramatische Folgen für sehr viele trans-Jugendlichen haben wird. Eine dritte Mutter fasste ihren Frust so zusammen: "Ich hasse die Tatsache, dass Kinder davon abhalten werden, ihr wahres Leben zu leben. Unser Staat terrorisiert und foltert uns. Wir haben nichts falsch gemacht, wir lieben unsere Kinder und wollen nur, dass sie gesund sind."

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