Gefälschte HIV-Medikamente! Rund 86.000 falsche Medikamente gingen an US-Apotheken
Der Arzneimittelhersteller Gilead hat erklärt, dass gefälschte Präparate seiner HIV-Medikamente in den Handel gekommen sind. Nach Angaben des Pharmakonzerns seien die Produkte potenziell gefährlich und illegal. Die rund 86.000 gefälschten Flaschen wurden in den vergangenen zwei Jahren an Apotheken in den USA verkauft. Der finanzielle Schaden beläuft sich laut Gilead auf rund 250 Millionen US-Dollar.
Gilead hatte bereits im Juli 2021 unter Ausschluss der Öffentlichkeit Klage eingereicht, die in dieser Woche nun veröffentlicht wurde. Zuvor hatte das Unternehmen Privatdetektive angeheuert und auch eng mit der Polizei zusammengearbeitet, die in den letzten Monaten Büros und Lager von Verdächtigten durchsucht hatte. Insgesamt wurden an 17 verschiedenen Standorten in neun Bundesstaaten die illegalen Präparate beschlagnahmt.
Nach Aussage von Gilead handele es sich um ein komplexes und kriminelles Netzwerk. Insgesamt sind derzeit 22 Personen angeklagt gegen das Markenrecht und das Verbraucherschutzgesetz verstoßen zu haben. Die Täter seien dabei sehr geschickt vorgegangen. Sie hatten sich leere oder fast leere Original-Verpackungen der Medikamente Biktarvy und Descovy besorgt und diese mit Placebos, einfachen Schmerztabletten oder Antipsychotika wieder aufgefüllt. Anschließend wurden die Behälter wieder versiegelt und ein entsprechender Beipackzettel hinzugefügt, sodass Apotheker keinen Verdacht schöpften. Viele der gefälschten Medikamente wurden zudem von Obdachlosen und drogenabhängigen HIV-Patienten gekauft und teilweise dann abermals weiterverkauft.
Wie viele Patienten gesundheitliche Schäden davongetragen haben, kann noch nicht im Detail gesagt werden. In einem Fall kann ein Patient nach der Einnahme des gefälschten Präparats nicht mehr sprechen und gehen. In seiner Packung befand sich statt des echten HIV-Medikaments ein Antipsychotikum in einer sechsfach erhöhten Dosis.
Grundsätzlich gilt die Pharma-Lieferkette in Amerika als sehr sicher. In diesem Fall gelang es den Kriminellen aber, die gefälschten Medikamente über sekundäre Großhändler zu verkaufen – diese Großhändler verkaufen Präparate dann zu günstigen Preisen an Apotheken weiter, die die preiswerteren Medikamente dann gerne an arme HIV-Patienten weiterverkaufen.