Direkt zum Inhalt
Lebenslange Haft für trans-Behandlungen // © Idaho Press
Rubrik

Lebenslange Haft für trans-Behandlungen "Dieser Gesetzesentwurf ist der gefährlichste für alle trans-Jugendlichen!“

ms - 08.03.2022 - 15:01 Uhr

Zwei weitere Bundesstaaten in Amerika stellen sich in dieser Woche vehement gegen die Rechte von LGBTI*-Menschen, wobei Idaho in bisher noch nie dagewesener Härte gegen trans-Personen vorgehen will.

Idaho plant aktuell, jede Form von geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung unter Strafe zu stellen – es droht eine lebenslange Haftstrafe! Der Ausschuss für Staatsangelegenheiten des Repräsentantenhauses von Idaho hat jetzt die Gesetzesvorlage Nr. 675 gebilligt, die das bestehende Gesetz zum Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung um diese neuen Punkte ergänzen soll. Demnach wäre es bereits eine Straftat, trans-Jugendlichen Hormone oder Pubertätsblocker zu verschreiben oder auch eine geschlechtsangleichende Operation vorzunehmen.

Eifriger Befürworter ist der republikanische Abgeordnete Bruce Skaug, der gegenüber dem Radiosender Boise State Public sagte: "Wenn wir Minderjährigen nicht erlauben, sich tätowieren zu lassen, Alkohol zu trinken, Zigaretten zu rauchen oder einen rechtsgültigen Vertrag zu unterschreiben, warum sollten wir ihnen dann erlauben, diese körperlichen Verstümmelungen aufgrund ihrer Gefühle zu diesem Zeitpunkt vorzunehmen?"

In der Radio-Debatte zeigten sich einige trans-Jugendliche extrem verärgert über den Gesetzentwurf. Ein 16-jähriges trans-Mädchen berichtete von ihren Suizidgedanken, die sie hat, seitdem der Gesetzentwurf diskutiert wird:

"Indem Sie für House Bill 675 stimmen, stimmen Sie dafür, mich und andere Kinder wie mich zu töten!“ Und ein 15-jähriger trans-Mann ergänzte kurz darauf: "Die Jahre, bevor ich Zugang zu geschlechtsspezifischer Gesundheitsfürsorge erhielt, waren die schlimmsten Jahre meines Lebens!"

Für die LGBTI*-Organisation Trevor Project ist der jetzige Gesetzentwurf ein dramatischer und extremer Angriff auf queere Menschen, so Direktor Sam Ames in einer Presseerklärung:

"Inmitten einer Welle von gefährlichen Gesetzesentwürfen, die auf Transgender-Jugendliche abzielen, gehört dieser Gesetzesentwurf zu den gefährlichsten - er zwingt Ärzte dazu, zwischen der bestmöglichen Versorgung ihrer Patienten und einer Anklage wegen einer Straftat zu wählen! Dieser Gesetzentwurf steht im Widerspruch zu den fachlichen Leitlinien aller großen medizinischen und psychiatrischen Vereinigungen des Landes. Unsere Forschung zeigt, dass der Zugang zu geschlechtsspezifischer Betreuung stark mit einem geringeren Risiko von Depressionen und Selbstmord bei trans- und nicht-binären Jugendlichen, die diese in Anspruch nehmen, verbunden ist. Wir fordern die Gesetzgeber in Idaho auf, diese Gruppe von ohnehin schon marginalisierten jungen Menschen zu unterstützen, indem sie den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen verbessern - und nicht Ärzte ins Gefängnis werfen, die sie anbieten."

Ähnlich extrem ist die Situation derzeit in Alabama

Geplant ist auch hier ein neues Gesetz, welches die geschlechtsangleichende Behandlung von Minderjährigen, einschließlich Hormonen, Pubertätsblockern und Operationen, ebenso zu einem Verbrechen macht und mit Gefängnisstrafen von zehn Jahren geahndet werden soll. Das Gesetz hat bereits den Senat passiert und wurde vom Justizausschuss des Repräsentantenhauses gebilligt. Im nächsten und finalen Schritt muss sich jetzt das gesamte Repräsentantenhaus damit befassen.

Wie aktuell in Texas wird als Hauptargumentation immer wieder das Thema Kindesmissbrauch herangezogen. Die Behandlungen mit Medikamenten zum Ziel einer Geschlechtsangleichung stehen für jene Menschen auf einer Stufe mit dem direkten Missbrauch von Minderjährigen – inklusive der Forderung, ähnliche Strafen dafür zu verhängen.

Finanziert werden all jene Gesetzentwürfe dabei im ganzen Land von gut finanzierten, nationalen Anti-Trans-Gruppen, um damit ihre politische Basis zu mobilisieren, so der stellvertretende Direktor der American Civil Liberties Union Chase Strangio in einem offiziellen Statement: "Diese Gesetzesentwürfe tragen nicht dazu bei, die Jugend und die Familien zu schützen, und die Bürger haben etwas Besseres verdient.“

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst.

Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

Auch Interessant

Groteske Gerichtsfarce

42 Menschen wegen Pride vor Gericht

In der Türkei stehen aktuell 42 Menschen wegen der Teilnahme an einem Pride vor Gericht. Pikant dabei: Jetzt zeigt ein Gutachten die Polizeigewalt.
Ehe für alle

Liechtenstein beschließt Homo-Ehe

Freude! Als letztes deutschsprachiges Land hat jetzt auch Liechtenstein die Ehe für alle beschlossen. Ab 2025 können Schwule und Lesben "Ja" sagen!
IDAHOBIT 2024

Massen-Outing oder Bundesrat-Klatsche?

Der IDAHOBIT 2024 wird spannend: Zwischen Gedenken, Aktivismus gegen Homophobie, Selbstbestimmungsgesetz im Bundesrat und Massen-Outing im Fußball...
Offene Fragen

Reformpläne für Regenbogenfamilien

Justizminister Buschmann (FDP) zeigt sich zuversichtlich, dass die Reform für Regenbogenfamilien kommt - es gebe aber auch noch "offene Fragen"...