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35.000 Menschen demonstrieren für LGBTI*-Rechte
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Ein fettes Nein zu Orbans Homophobie Trotz Verbot setzt Budapest-Pride ein starkes Signal

ms - 25.07.2022 - 11:30 Uhr

Es ist ein starkes Signal, dass in diesen Tagen der ganzen LGBTI*-Community in Ungarn und darüber hinaus Mut macht: Beim Budapest-Pride am vergangenen Wochenende demonstrierten rund 35.000 Menschen für die Rechte von homosexuellen und queeren Menschen – und das trotz des Verbots der “Werbung für Homosexualität“, welches Ministerpräsident Victor Orbán im vergangenen Jahr eingeführt hatte. Erfreulich dabei auch, dass viele heterosexuelle Einwohner der ungarischen Hauptstadt ebenso Flagge zeigten und sich gegen die homophobe Gesetzgebung der Regierung ausgesprochen haben.

Die Veranstalter des Budapest-Pride sehen darin insgesamt auch ein starkes Zeichen der Willenskraft, die jüngst immer mehr innerhalb der LGBTI*-Community anwachsen soll: „35.000 Menschen marschierten beim Budapest Pride March bei 40 Grad und ohne Schatten auf der Strecke. Wir können immer noch nicht glauben, dass so viele Menschen für LGBTI*-Rechte bei solch einem unerträglichen Wetter protestiert haben. Wir lassen uns nicht aufhalten!“ Begeistert zeigte sich auch Rémy Bonny, der Direktor der LGBTI*-Organisation Forbidden Colours: „Obwohl Orban nach russischem Vorbild versucht, Ungarns größte Freiheitsbewegung seit drei Jahrzehnten zu zerschlagen, stehen immer mehr LGBTI*-Personen auf!“ Am Rande des Pride kam es dabei allerdings auch zu homophoben verbalen Attacken, einzelne Gegendemonstranten verglichen Homosexualität mit Pädophilie.

Nebst der aktuell unüberhörbar lauten “Stimme der Bevölkerung“ bekommt Victor Orbán auch noch Gegenwind von anderer Seite: Erst vor einer guten Woche (SCHWULISSIMO berichtete) wurde bekannt, dass die Europäische Union offiziell gegen das ungarische Homo-Propaganda-Gesetz nach russischem Vorbild vorgehen werde. Der Fall wird derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt. Rémy Bonny nochmals dazu:  „Ungarns Anti-LGBTI*-Gesetz hat nur ein Ziel: die Community zum Schweigen zu bringen. Orbán wählt Putins Spiel. Die Gleichstellung der LGBTI*-Community ist ein fester Bestandteil der europäischen Werte und Normen. Daran ist nicht zu rütteln. Wenn Orbán Moskau Brüssel vorzieht, sollte er das seinen Bürgern künftig auch sagen!“ Orbán selbst indes erklärte am Wochenende, dass er sich im “Kampf mit dem Westen“ sehe, der anderen Ländern wie Ungarn durch eine falsche Sanktionspolitik fremde Werte aufzwingen wolle: "Die Kraft, die Leistung, das Ansehen und die Handlungsfähigkeit der westlichen Zivilisation sind im Schwinden begriffen", so der rechtsnationale Politiker weiter.

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