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Lebenslange Freiheitsstrafe für Abdullah A.
Rubrik

Homophobe Messerattacke Lebenslängliche Freiheitsstrafe für Angriff auf schwules Paar in Dresden

km - 21.05.2021 - 12:10 Uhr

Im vergangenen Jahr wurde ein homosexuelles Paar in Dresden mit einem Messer attackiert (SCHWULISSIMO berichtete). Nun ist der 21-jähriger Abdullah A. zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Einem Gutachter schildert er die Tat und sein Motiv ausführlich - im Mordprozess schwieg er.

Das Oberlandesgericht Dresden sprach den Syrer, der als islamistischer Gefährder gilt, am Freitag wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung schuldig. Zudem stellten die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren in der Praxis praktisch ausgeschlossen. Zudem ordneten die Richter den Vorbehalt der Sicherungsverwahrung an.

Der 21-Jährige hat nach Überzeugung des Gerichts am 4. Oktober 2020 ein schwules Paar aus Nordrhein-Westfalen von hinten niedergestochen. Der 55-Jährige starb, sein Lebenspartner überlebte nur knapp. Dem Urteil des Gerichts zufolge handelte Abdallah A. aus einer radikal-islamistischen und einer homophoben Gesinnung heraus.

Die Bundesanwaltschaft hatte im Sinne der Anklage die Höchststrafe gefordert sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld beantragt und die Anordnung des Vorbehalts einer Sicherungsverwahrung. Dem hatten sich Anwälte der Schwester des Toten und des Überlebenden angeschlossen. Auch die Verteidigung hatte die Vorwürfe als bewiesen angesehen, plädierte aber wegen der nötigen „Nachreife“ ihres zur Tatzeit 20 Jahre alten Mandanten für eine Verurteilung nach Jugendstrafrecht.

Abdullah A. war 2015 als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Wegen Propaganda für das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) hatte ihn das OLG 2018 zu einer Jugendstrafe verurteilt, die nach Attacken auf Vollzugsbeamte verschärft wurde. Ende September 2020 wurde er unter strengen Auflagen entlassen. Nach der Bluttat fünf Tage später konnte er zunächst unerkannt entkommen. Knapp drei Wochen später wurde er anhand einer DNA-Spur identifiziert und in der Innenstadt gefasst - in seinem Rucksack befand sich ein Schinkenmesser.

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