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Jugendschutz bei Meta
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Jugendschutz bei Meta EU-Kommission leitet Verfahren bei Facebook und Instagram ein

ms - 27.05.2024 - 10:00 Uhr

Wie süchtig machen soziale Medien? Eine Frage, die besonders bei marginalisierten Gruppen wie der jungen LGBTI*-Community besonders wichtig ist. Die queere Generation Z lebt online und gerade vor einem Coming-Out ist die digitale Welt Hoffnungsbringer und Höllenschlund in einem, wie auch LGBTI*-Beratungsvereine wie COMING OUT DAY bestätigen können. 

In welcher Bubble sind LGBTI*-Jugendliche?

Im Interview mit SCHWULISSIMO erklärte so Vereinsvorstand Sven Norenkemper: „Bei LGBTI*-Jugendlichen hängt es sehr stark davon ab, in welcher Bubble sie sich selbst befinden; wenn sie zum Beispiel in einer konservativen digitalen Ecke großgeworden sind, dann werden sie eher darin bestärkt, dass sie die Einzigen auf der Welt sind und es falsch ist, so zu sein, wie sie sind. Andere Jugendliche bekommen dagegen den Eindruck in ihrer digitalen Bubble, dass die ganze Welt offen und queer ist und outen sich dann vielleicht zu naiv oder zu unvorsichtig.“ 

Wie sicher sind Instagram und Facebook?

Nebst dem Suchteffekt lauern auch anderweitig Gefahren gerade für junge und unbedarfte LGBTI*-Menschen – die Bandbreite reicht von Datenklau bis hin zu Erpressungen, damit die eigene sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität noch nicht publik wird. Die EU-Kommission verlangt jetzt deswegen strengere Vorsorgemaßnahmen von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram. Aktuell soll deswegen ein Ermittlungsverfahren zeigen, ob das amerikanische Unternehmen möglicherweise gegen Jugendschutz-Gesetze verstoßen hat. 

Konkret ist dabei die Rede vom sogenannten Rabbit-Hole-Effekt (zu Deutsch: Kaninchenbau), den Meta möglicherweise aktiv durch die hauseigenen Algorithmen gerade bei vulnerablen Kindern und Jugendlichen fördert, sodass der Klick ins Digitale zur Sucht wird. Der Begriff geht auf die Geschichte von „Alice im Wunderland“ zurück, die durch einen Kaninchenbau sich selbst verliert und in einer anderen fremden Welt landet. Dazu kommt der Vorwurf, dass Meta zu sorglos mit Alterskontrollen umgeht.  

Meta zu Zusammenarbeit bereit

Grundsätzlich besteht in der Europäischen Union für Online-Plattformen die Pflicht, Minderjährige besonders zu schützen (Digital Services Act, kurz: DSA). Meta selbst weist die Vorwürfe zurück: „Wir wollen, dass junge Menschen sichere, altersgerechte Erfahrungen im Internet machen und haben ein Jahrzehnt damit verbracht, mehr als fünfzig Tools und Richtlinien zu entwickeln, um sie zu schützen.“

Meta signalisierte inzwischen auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, wenngleich die EU-Kommission ein erstes Verfahren gegen den Konzern bereits im April eingeleitet hat. Der Vorwurf hier: Meta würde sich im Umgang mit politischer Werbung nicht an den DSA halten. 

Ermittlungen auch gegen TikTok und X

Auch gegen TikTok und X laufen derzeit bereits Verfahren. Die chinesische Firma steht im Verdacht, die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu gefährden und zudem noch immer eine gewisse Anti-LGBTI*-Politik zu betreiben, während Elon Musks Kurznachrichtendienst bezüglich möglicher irreführender Beiträge zum Angriff der islamistischen Hamas auf Israel in der Kritik steht. 

Die LGBTI*-Community blickt zweigeteilt auf X – während die einen den Dienst als freie Meinungsplattform ohne Zensur bejubeln, gerade auch kreative Menschen aus der Community, kritisieren andere, Musk und seine Plattform würden Fake News gegen queere Aktivisten Vorschub leisten

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