Direkt zum Inhalt
Skandal in US-Schule
Rubrik

Skandal in US-Schule Das Gemälde einer lesbischen Schülerin sorgt für eine Notfallsitzung der Schulbezirksverwaltung

ms - 10.05.2024 - 12:00 Uhr

Skandal! Darf man das? In einer Schule in Virginia sorgte das Gemälde einer lesbischen Schülerin jetzt für so viel Tumult, dass eine Notfall-Dringlichkeitssitzung des Verwaltungsrates des Schulbezirks einberufen werden musste. Die Frage, die im Raum stand, war: Könnten sich Christen durch das Bild der jungen Lesbe beleidigt fühlen? Mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates forderten eine sofortige Zensur. 

Wie sehr liebt Gott Homosexuelle?

Was hat die Schülerin Abby Driscolls so Dramatisches gezeichnet? Das Mädchen wollte mit ihrem Gemälde auf das „religiöse Trauma“ hinweisen, das viele homosexuelle Menschen mit Hinblick auf die Religion erleiden. Driscolls Bild zeigt zwei betende Hände mit einem Rosenkranz vor mehreren Bibelseiten, die in Regenbogenfarben getränkt sind. 

Dazu ist in großen Buchstaben zu lesen: „GOD LOVES YOU, BUT NOT ENOUGH TO SAVE YOU.” Das Werk sollte eines von mehreren Schülerarbeiten sein, die in der Frühjahrsausstellung zum Thema „Trauma“ (!) der Fort Defiance High School gezeigt werden. 

Ein Bild über religiöse Traumata

Die Empörungswellen nahmen schnell zu, schlussendlich schaltete sich auch die örtliche Presse ein. Gegenüber dem News Leader Sunday in Staunton erklärte Driscoll dann: „Bei der ganzen Sache geht es darum, Licht in die Dunkelheit des Traumas zu bringen. In diesem Stück ging es vor allem um religiöse Traumata, darum, nicht in einer - ich zitiere - liebevollen Gemeinschaft aufgenommen und dort akzeptiert zu werden. Das wollte ich darstellen. Dieses Stück steht stellvertretend für die Idee, dass queer aufzuwachsen bedeutet, dass man anscheinend nicht von Gott gerettet werden kann.“ 

Driscoll wuchst dabei selbst in einem tief religiösen Umfeld im ländlichen Augusta County auf und erlebte ganz direkt Homophobie in ihrer Gemeinde. Selbst heute, Jahre später, hatte man sie vorab noch gewarnt, ihr Gemälde öffentlich zu zeigen. „In diesem Bezirk ist es bis heute sehr schwer. Es gibt eine Menge Diskriminierung und Gegenreaktionen. Es gibt viele Menschen, die Homosexuelle nicht akzeptieren.“

Einer der großen Gegner des Kunstwerks ist Tim Simmons, Mitglied der Schulbehörde von Augusta County. Online erklärte er: „Ich persönlich finde es beleidigend. Die Schulbehörde arbeitet mit unserem Rechtsbeistand zusammen und ich prüfe derzeit die Urteile des Obersten Gerichtshofs, die für diese Situation relevant sind.“ Driscolls Arbeit sei einfach „respektlos“ gewesen. 

Hat das Bild ein Nachspiel?

Letzten Endes konnten sich die homophoben Gegner glücklicherweise in erster Instanz nicht durchsetzen, die Mehrheit des Verwaltungsrates sowie auch der Direktor der Schule votierten dafür, das Bild hängen zu lassen. Gänzlich vom Tisch ist die Angelegenheit allerdings noch nicht: Der Vorsitzende des Schulausschusses, David Shiflett, erklärte, man müsse jetzt zeitnah die Richtlinien des Schulbezirks für die Genehmigung von Kunstwerken überarbeiten, sodass künftige Schüler strengeren Beschränkungen unterliegen, was sie zeigen dürfen und was nicht. 

Abbys Mutter Dawn Driscoll sagte dazu gegenüber der Presse: „Damit öffnet man die Büchse der Pandora. Wenn man anfängt, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu beschneiden, dann stellt sich unweigerlich die Frage, wessen Standpunkt man dann überhaupt noch vertreten darf. Ich denke, die vielen Reaktionen auf das Stück zeigen, dass die Botschaft angekommen ist.“ Amen! 

Auch Interessant

LGBTI* im Rundfunkrat?

LSVD fordert mehr LGBTI* beim NDR

Der LSVD fordert jetzt alle Parteien in Hamburg auf, sich 2025 für die Vertretung von LGBTI* im NDR Rundfunkrat verpflichtend einzusetzen.
Alle sind hier schwul

US-Sommercamps für LGBTI*

In den USA gibt es immer mehr Sommercamps speziell für LGBTI*-Jugendliche. Eine Woche lang unter Gleichgesinnten ohne Hass und Hetze.
Schwule Stubenhocker?

Hotel Mama beliebt bei Gen-Z

Raus in die schwule Welt? Nicht immer! Jeder dritte junge Sohn lebt mit 25 Jahren noch im Hotel Mama. Sind einige schwule Jungs Stubenhocker?
Gedenken an Attentat

Acht Jahre nach Pulse-Amoklauf

Zum 8. Mal jährt sich der Amoklauf im Club Pulse in Florida, 49 Menschen starben. Es ist bis heute der folgenschwerste Angriff auf LGBTI* in den USA.
Attacke auf LGBTI*-Zentrum

Rechtsextreme Parolen in Bremen

Der LGBTI*-Beratungsverein "Rat & Tat" in Bremen wurde erneut Opfer einer Attacke: Rechtsextreme schmierten Nazi-Parolen auf die Eingangstüre.