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Zu viel Bodyshaming? Das (schwule) Männerideal
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Zu viel Bodyshaming? Das (schwule) Männerideal

kk - 27.09.2019 - 12:15 Uhr

Das (schwule) Körperideal ist besonders bei Dating-Apps, wie z.B. Grindr, gut zu beobachten: „No Fats, no Fems“ heißt es da oft, was nichts Anderes bedeutet wie – keine Fetten und auch keine Tunten. Im Prinzip ist das allerdings auch nichts Anderes als das so genannte Bodyshaming und leider in der Homo-Szene weit verbreitet.

Unter Bodyshaming versteht man eine Diskriminierung oder Demütigung von Menschen, die sich allein auf das äußere Erscheinungsbild – also den Körper –bezieht. Dass dies nun ausgerechtet in schwulen Kreisen praktiziert wird, ist eigentlich absurd, denn gerade Homosexuelle waren (und sind) schließlich oft Opfer von Ausgrenzung oder Diskriminierung. Doch auch diese sind nicht gefeit davor und so werden oft Menschen zurückgewiesen, die dem schwulen Männerideal nicht entsprechen. Die Urteile lauten dann: Zu dick, zu feminin, zu dürr, zu... zu... zu...

Noch offener tritt dieses Bodyshaming dann im Internet auf: Homosexuelle nutzen Dating-Apps viel selbstverständlicher als Heteros, denn beispielsweise ist es gar nicht so leicht als einziger Schwuler im Dorf Gleichgesinnte zu finden. Und so sind ihnen die Spiel- und Marktregeln fürs Online-Dating bereits in Fleisch und Blut übergegangen, so dass man nicht mehr merkt, wie oberflächlich man hier inzwischen reagiert.

Und natürlich sind Dating-Portale auf das Äußerliche ausgerichtet, denn was sieht man zu allererst beispielsweise auf Grindr? Natürlich das Profilbild. Dass dieses möglichst attraktiv sein sollte – und damit die gesellschaftlich vorgegebene Vorstellung von Attraktivität in der Homo-Szene erfüllt, ist dann klar. Es gibt also auch hier eine gewisse Homonormativität, eine bestimmte Norm, nach der sich Schwule auch meistens richten.

Und das hier besonders im Bereich Übergewicht übersensibel reagiert wird, ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Das Magazin „Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity“ veröffentlichte eine Studie, laut der die schwule Szene extreme Vorurteile gegenüber dicken Menschen hegt. Dieser so genannte Antifat-Bias besagt, dass Schwule Männer als übergewichtig beurteilen, die für Heteros noch absolut normalgewichtig sind. Eine Folgestudie fand sogar heraus, dass leicht übergewichtige Männer in Schwulen-Locations eher ignoriert oder beleidigt werden als in zum Beispiel einer Bar mit hauptsächlich heterosexuellen Gästen.

Dies zeigt, dass der Druck, einen möglichst schlanken Körper zu haben, bei Homosexuellen besonders hoch ist. Im Umkehrschluss bedeutet dies leider auch, dass in der schwulen Szene auch Essstörungen sehr weit verbreitet sind. Auch das ist wissenschaftlich belegt, wie eine Interviewstudie der Columbia University herausfand. Danach sind zwei Drittel aller befragten Männer mit Essstörungen homosexuell.

Aber was ist denn nun dieses schwer zu erreichende und so idealisierte Körperideal bei Schwulen? Eigentlich ist die Antwort darauf einfach: Möglichst männlich. Also athletisch, definiert und durchtrainiert. Das Problem an diesem Ideal ist aber, eigentlich ist es doch ziemlich Hetero. Diese Homonormativität der Vorlieben bringt aber auch Hass und Hetze gegen all jene hervor, die anders sind.

Klar, es gibt in der schwulen Szene viele Subcommunitys, in denen es gerade um andere Körperbilder geht. So stehen die Twinks auf knabenhafte Typen, die Bears wünschen sich behaarte Männer oder Jocks, die zwar sportliche, aber intellektuell Überforderte suchen. Doch bei all diesem Speziellen wird klar, dass auch diese Gruppierungen sehr fixiert auf gewisse äußerliche Merkmale sind.

Der Rest geht inzwischen ins Fitnessstudio und optimiert seine Ernährung, um in das schwule Männerideal zu passen. Auch hier nickt die Wissenschaft, denn eine Marktforschungsstudie des auf die LGBTIQ-Community spezialisierten US-amerikanischen Unternehmens Community Marketing Inc. fand heraus: In den USA sind Homosexuelle die Gruppierung, die am meisten Geld für Fitness & Co. ausgibt.

Natürlich ist es immer gut, etwas für seine Gesundheit und Fitness zu tun, aber wenn man es nur für andere und nicht für sich tut, sollte das einem zu denken geben. Denn eigentlich ist doch jedem klar: Ein paar Kilo mehr oder weniger auf den Rippen, bestimmen niemals das Glück in einer Beziehung!

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