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Prince Charming Srira

vvg - 12.02.2023 - 17:00 Uhr

mit vollem Namen Sriraman Sri Renganathan arbeitet als Socialmedia-Manager für ein Start-up-Unternehmen und als Content Creator. Er begeisterte uns in der vierten Staffel von Prince Charming und SCHWULISSIMO nutzte die Chance, um im Interview diese Sendung einmal aus der Sicht eines Kanditaten kennen zu lernen.

Du hast Silvester in Berlin gefeiert; hat es denn da „gefunkt“ oder nur „geknallt“?

Ich wollte dort nur eine gute Zeit mit meinen Freunden haben und mit denen ins neue Jahr starten. Da hat es nur geknallt.

Leider hat‘s ja auch bei Prinz Charming nicht gefunkt; wie ist denn im Nachhinein dein Fazit zu deiner Teilnahme?

Ich bin immer noch stolz auf mich, da mitgemacht zu haben. Zuerst hatte ich so meine Bedenken, ins Trash-TV zu gehen. Aber dann habe ich mich doch dazu entschlossen, um Sichtbarkeit für meine Community und auf Menschen mit ähnlichem Background wie mich, zu haben. Ich wollte als „Rolemodel“ zeigen, dass man als Person mit Migrationshintergrund öffentlich schwul sein kann. Gefunkt hat es leider nicht. Ich hatte aber eine wundervolle Zeit und habe dort tolle Menschen kennengelernt. Die Jungs waren alle lieb und wir stehen auch in einer Whats-up-Gruppe in Kontakt. Es gab kein Konkurrenzdenken, es haben sich eher alle gefreut, wenn jemand ein Date bekam.

War dein Herz für den Prinzen entflammt?

Als ich ihn sah, fand ich schon, dass er ein sehr attraktiver Mann war. Aber ich hätte mir doch mehr einen Typen mit Ecken und Kanten gewünscht.

Gab es so einen denn unter den Mitbewerbern?

Ich fand Leon ganz toll. Ich liebe es, wenn jemand seinen eigenen Style und eine starke Persönlichkeit hat; und Leon hatte beides.

Wie kam es überhaupt zu deiner Teilnahme?

Ich hatte mich schon für die vorletzte Staffel beworben, daraus wurde leider nichts. Als mich die Produktion erneut im letzten Jahr anfragte, ob ich noch Lust hätte und noch Single sei, habe ich mich dazu entschlossen, mitzumachen. Why not?

Warst du mit der Erst-Ausstrahlung zufrieden?

Ich hatte ein Date im Casino, wo wir Roulette gespielt haben; das war überhaupt nicht meins. Dabei gab es so viel schönere Orte auf der Insel. Und es wurde auch nicht alles gezeigt, was gedreht wurde. Ich hatte auch mehr Momente, wo ich mit Prinz Fabian reden konnte, was leider nicht gezeigt wurde.

Was nimmst du für dich aus dem Prince-Charming-Format mit?

Ich war überzeugt, dass ich zu mir stehe, habe aber Momente gehabt, als ich mich mit anderen verglich. Das wollte ich nicht und ich sagte mir, dass ich gut bin, so wie ich bin. Wichtig für mich ist: Dass man sich selbst liebt, sich weder verstellt noch verbiegen lässt und sich treu bleibt.

Wie hast du dich im TV wahrgenommen?

Es war interessant zu sehen, dass Szenen ausgestrahlt wurden, in denen ich recht schüchtern rüberkam. Ich selbst sah mich dort gar nicht so. Ich merkte, dass man da schnell in eine Schublade gesteckt wird. Mir hat es dort trotzdem gefallen und ich hoffe nur, dass ich zumindest sympathisch rüberkam.

Du kamst so rüber, dass wir Lust auf ein Interview mit dir bekamen. Bei „Take me Out - Boys Boys Boys“ warst du wesentlich erfolgreicher, aber auch ohne Happyend. Warum sucht man im TV seinen Prinzen? Oder sucht man doch nur Fame?

Ich habe mitgemacht, um mehr Reichweite und Präsenz zu bekommen; wer das nicht zugibt, lügt. Anfangs war ich zuerst skeptisch, war mir aber sicher, dass ich nichts Oberflächliches oder etwas das unterhalb der Gürtellinie sagen werde. Am Ende bin ich mit David aus der Sendung gegangen. Es gab ein schönes Essen und es ist eine schöne Freundschaft daraus entstanden.

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Warum lernt man nicht jemanden im normalen Alltag kennen?

Keine Ahnung, eigentlich sollte das easier sein. Bei mir hat das bisher noch nicht funktioniert. Ich glaube, mein Typ ist für viele to much; die finden mich vielleicht sympathisch, können aber mit mir nichts anfangen. Ähnlich ist es auf den Dating-Apps: Die meisten haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne; sind schnell gelangweilt und immer in Angst, sie könnten etwas verpassen. Man muss sich auch mal auf etwas einlassen. No risk, no fun. Auch eine Erfahrung, die ich bei Prince Charming gewonnen habe: Ohne ihn hätte ich die Mitbewerber nie kennen gelernt und wir hatten wirklich viel Spaß miteinander.

Kämen weitere Reality-Formate für dich in Frage?

Wenn sie interessant sind. „Dschungelcamp“ fände ich lustig, davon bin ich seit Kindertagen begeistert, auch „Ninja Warrior“, aber dafür müsste ich hart trainieren. Und Koch- und Backsendungen würden mir Spaß machen.

Wie schwer ist es, den richtigen Mann zu finden?

Ich hatte zwar Dates, aber bisher noch keine richtige Beziehung. Ich bin nicht auf der Suche, sollte sich was ergeben, was mein Leben bereichert, wäre das schön. Leider sind viele nicht kompromissbereit und das gehört zu einer Beziehung. Ich bin keiner, der sich auf den ersten Blick verliebt; ich muss den Menschen erst kennenlernen. Aber mir fehlt nichts: Ich habe meine Familie, meine Freunde und ich komme gut mit mir allein zurecht.

Deine Wurzeln stammen aus Sri Lanka, wie geht man da mit LSBTIQ*-Themen um?

Ich glaube, im Hinduismus war man früher sehr offen, das hat sich erst durch den Einfluss der Briten geändert. Meine Eltern sind Tamilen, sie kamen durch den Bürgerkrieg Ende der 80er nach Deutschland. Ich selbst bin in Deutschland geboren – habe aber Migrationshintergrund.

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Wann hast du bemerkt, Männer zu bevorzugen?

Am Ende der Pubertät: Alle Jungs hatten eine Freundin; ich fand zwei Mitschüler und den Sportlehrer gut. Ich habe mich als Kind schon immer cool angezogen und Mama hat mir all die Sachen genäht, die ich wollte. Bei Bollywood-Filmen habe ich immer vor dem Fernseher getanzt, meistens die Frauenrolle. Meine Eltern haben mich immer machen lassen; meine Kindheit war super. Was mein Selbstwertgefühl angeht: Ich kannte ja nur weiße Schönheitsideale, da fühlte ich mich mit meiner dunklen Haut nicht wohl. Das änderte sich erst mit dem Outing.

Wie war das Outing?

Als Teenie war ich ein absoluter Spätzünder. Erst mit 18 habe ich mich geoutet. Mit diesem Prozess habe ich zu mir selbst gefunden und mir vorgenommen, dass ich mich nie für andere verstellen will, nur um zu gefallen. Meine Geschwister fanden das cool. Meine Mutter lebte leider nicht mehr und mit meinem Vater habe ich nicht darüber gesprochen. Er will, dass es mir gutgeht; und da er älter ist und schon einen Herzinfarkt hatte - warum soll ich ihn jetzt mit so einem Thema stressen?

Hast du Negatives erlebt, du bietest ja mit schwul und Hautfarbe gleich zwei Angriffsflächen?

Gerade Silvester bin ich in Berlin blöd angelabert worden. ich würde am liebsten darauf reagieren und antworten, aber man kennt das Konfliktpotential der Leute nicht. Ich ignoriere es; das geht in ein Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus.

Angenommen: RTL lädt in den Dschungel und du darfst dir prominente Menschen mitnehmen, welche du kennenlernen möchtest. Wen würdest du auswählen?

Na, wenn ich könnte: wären das Jennifer Coolidge, Chris Hemsworth und Beyoncé. Und wenn ich noch meinen absoluten Schwarm mitnehmen dürfte, wäre das Gerard Butler. :-)

Wovor hast du Angst?

Dass das Leben zu kurz ist, um alle meine Träume ausleben zu können. Aber ich habe noch keine Bucketlist geschrieben. :-)

Was war dein glücklichster Moment in deinem bisherigen Leben?

Die Zeit, wenn man aus der Schule nach Hause kam und Mama das Essen gemacht hatte. Ich glaube, alles was mit der Familie zusammenhing, was man als Kind gar nicht zu wertschätzen wusste. Aber auch die Zeit mit Freunden, bei denen ich so sein kann, wie ich bin.

Was stört dich an der Szene?

Jeder möchte toleriert werden, wir sind aber innerhalb unserer Community schon untereinander intolerant. Unverbindlichkeit geht mir voll auf den Sack. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine Geschichte haben. Viele zeigen keine Sichtbarkeit, engagieren sich nicht, nutzen aber die erkämpften Möglichkeiten. Wir sollten den Vorreitern der Szene zeigen, dass wir dankbar sind; ohne sie hätten wir nicht die heutigen Freiheiten und Privilegien. Und wir müssen laut, bunt und sichtbar bleiben - nicht nur zum CSD. Die Schwulen, die heteronorm gesehen werden, haben keine Probleme. Aber diejenigen, die queer gesehen werden, bekommen die Hate-Kommentare ab. Wir sind noch lange nicht am Ziel!

2023 hat gerade angefangen, hast du dir etwas vorgenommen?

Ich habe noch die Vorsätze aus dem letzten Jahr, die ich abarbeiten muss: Bewusster Leben! Ein gesunder Lifestyle! Und versuchen, wieder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich hätte schon Lust, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein. Vielleicht probiere ich es noch einmal mit Singen; bei DSDS kam ich schon in die dritte Runde. Wenn es nicht klappt, gibt‘s genug andere Wege: Vielleicht mache ich auch mit Freunden ein veganes Café mit kleiner Küche auf. Und da ich ein großer Pflanzenfreund bin, würde es da auch Blumen geben. Ich möchte gern die Person sein, die mir in meiner Jugend, in den Medien fehlte, die ich cool fand.
Vor allem aber wünsche ich mir ein spannendes und entspanntes Leben.

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