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Handyholics?! // © peoplelmages
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Apropo Leben Handyholics?! Ein ironischer Beitrag

rb - 12.06.2019 - 07:00 Uhr

Neulich stand ich an den Mülltonnen und bekam gerade eine wichtige Nachricht auf dem Phone von einem Freund. Da habe ich leider die falsche Tonne erwischt. Das hat ein aufmerksamer Nachbar vom Balkon aus gesehen, so ein Typ mit beiger Cordhose, jenseits der Sechzig. Er kam direkt runter, hat mich zurecht gewiesen und mich einen „Handysüchtigen“ genannt. Was für eine Unverschämtheit! Es gibt ja nun wirklich wichtigeres im Leben, als dieses Müllritual. Aber das ist mal wieder typisch. Die Leute haben nichts Besseres zu tun, als sich in die Angelegenheiten fremder Leute einzumischen. Um es ganz klar zu sagen: Das Handy ist wohl die beste Erfindung seit dem Rad. Permanent am Leben meiner Freunde teilzuhaben, sich schön verabreden, Bilder liken, Spiele spielen... das macht das Leben doch erst richtig lebenswert. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie langweilig, einsam und doof das früher gewesen sein muss, als es diese Möglichkeiten nicht gab.

In meinem Bekanntenkreis habe ich auch so einen Handy-Verweigerer. Mit dem diskutiere ich manchmal leidenschaftlich. Abgesehen davon, dass er nicht wirklich zu unserer Clique gehört, weil er halt nicht on ist. Das ist so einer, der liest noch Papierbücher in der Bahn, hehe. Eigentlich ganz nett, aber halt total „yesterday“. Ich fahre auch mit der Bahn zur Arbeit, aber ich finde es erfrischend, ja teilweise sogar sehr interessant, wenn da vier oder fünf Leute im Großraumwagen lauthals telefonieren. Man lernt dabei viel über Probleme in Beruf und Alltag. Man nimmt auch Anteil an den schönen Erlebnissen anderer Leute, Urlaub und so. Das bringt Inspiration und man kommt auf Ideen. Außerdem gibt es ja schließlich Kopfhörer, damit ist man dann ja ganz bei der eigenen Sache. Und Gespräche mit anderen Fahrgästen, wozu soll das gut sein? Die labern doch sowieso nur über das Wetter, reine Zeitverschwendung. Ja, gut, es gibt sicher Menschen, die sind irgendwie süchtig nach dem Ding. So ab 150x entsperren am Tag, da sollte man sich angeblich schon Gedanken machen. Ich liege da mit durchschnittlich 120x ganz klar im grünen Bereich. Und in einer Statistik habe ich mal gelesen, dass mehr Leute wegen Handy im Straßenverkehr umkommen als durch Alkohol. Also Handy am Steuer und Unachtsamkeit als Fußgänger oder Radfahrer. Das soll bei Fußgängern zum Beispiel daran liegen, dass man die Stöpsel im Ohr hat und gleichzeitig nach unten auf den Bildschirm guckt. In einigen Ländern hat man schon intelligent darauf reagiert: Wie mit den Zebrastreifen, kann man doch einfach die Verkehrszeichen am Boden nochmal aufmalen, da ist doch eine effiziente Lösung!

Ich möchte nicht mehr ohne mein Handy sein. Den Tag planen, Beruf und Freizeit organisieren, Tag und Nacht am Geschehen der Welt teilnehmen. Manche Arbeitgeber finden das auch ganz klasse. So kann man nach Feierabend immer zur Verfügung stehen, mögliche Aufgaben auch am Wochenende erledigen und seinen Arbeitsplatz sichern. Das ist sicher eine feine Sache. Die ganzen Miesmacher und Handystänkerer sind doch nur technikfeindlich und rückwärtsgewandt. Die werden schon sehen, wenn erst mal endlich der nächste Schritt gemacht wird, der Gehirnchip. Dann kann man das Handy auch nicht mehr verlieren oder kaputt machen, Strom geladen wird einfach nachts beim Schlafen. Dann findet auch der Software-Update statt, und die neuen Daten gehen automatisch in die Cloud. Und wer jetzt noch was sagt zum Thema Datensicherheit und Privatsphäre: Wer nichts zu verbergen hat, der kann auch seine Daten zur sorgsamen Auswertung zur Verfügung stellen. Denn es dient ja nur der Verbesserung des Service. Nein, nein, da bin ich eisern: Früher war eben nicht alles besser, wir können froh und dankbar sein, diese wundervollen Möglichkeiten des Fortschritts zu erleben...

Bin ich betroffen?

Es gibt einige Anzeichen, die Hinweis auf eine Handysucht geben: Wer unruhig wird, weil mögliche Nachrichten nicht sofort kontrolliert werden können oder das Interesse an anderen Aktivitäten verliert, könnte gefährdet sein. Und wer seine Handy-Aktivitäten ständig steigert zu Lasten seiner persönlichen Kontakte, dies aber verheimlicht oder klein redet, braucht vielleicht Hilfe. Paradoxerweise kann die übermäßige Handy-Kommunikation auch zu Vereinsamung, Nervosität und sogar zu Depressionen führen. Abhilfe können Off-Zeiten und die Abschaltung bestimmter Dienste leisten. Es gibt sogar Apps, welche die Handy-Nutzung regulieren können. Wie bei vielen anderen Süchten ist der Ersatz durch andere lohnende Aktivitäten, die ebensolche Glücksgefühle erzeugen, ein probates Mittel.

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